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Eine bildungs- und medienhistorische Ressource zum Lehrfilm in Österreich: www.lehrfilmpraktiken.at

Einleitung Etablierte Vorstellungen und Praktiken von Bildung werden bis heute durch das Bewegtbild herausgefordert (z.B. in der Konzeption von Film als nicht auf Text oder Standbild reduziblem Wissensträger) und transformiert bis hinein in die Klassenzimmer- und Hörsaalgestaltung. Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Film in einer Vielzahl von pädagogischen und didaktischen Kontexten eingesetzt. Das drittmittelfinanzierte Projekt „Praktiken des Lehr- und Unterrichtsfilms in Österreich“ (2019-2023, FWF P 32343-G) beforschte die Geschichte des Einsatzes von Film in Österreich in diesen Kontexten von 1918 bis in die späten 1960er Jahre – das heißt von der ersten internationalen Hochphase einer Institutionalisierung der Lehrfilmbewegung bis zum Übergang zu neuen audiovisuellen Lehrmitteln (Schulfernsehen, Video).[1] Die untersuchten Anwendungen erstrecken sich von Filmvorführungen im Klassenzimmer und in der Volksbildung bis hin zur akademischen Hochschullehre, Berufsausbildung und Beratung. Im Rahmen des Projekts wurde eine Datenbank und Mediensammlung erstellt, die die gesammelten Informationen zu den gesichteten Filmen mit relevanten Organisationen, Personen, Gesetzen und Aufführungsorten verknüpft. Diese Informationen werden in vielen Fällen durch einen kurzen historischen Abriss ergänzt. Darüber hinaus enthält die Datenbank Digitalisate wesentlicher …

Teaserbild Deutsch-türkische Bildungsbeziehungen

Beiträge zu den deutsch-türkischen Bildungsbeziehungen in Lehrerzeitungen des Wilhelminischen Kaiserreichs – eine Bibliographie

Einleitung Das heutige allgemeine Nicht-Wissen um deutsch-türkische Beziehungen vor dem „Gastarbeiter“-Anwerbeabkommen mit der Türkei von 1961 steht in einem erstaunlichen Gegensatz zu der breiten öffentlichen und bildungspolitischen Aufmerksamkeit, die dem Osmanischen Reich während des deutschen Kaiserreichs entgegengebracht wurde. Die in Rede stehende Bibliographie ist eine Liste mit den Angaben zu Erscheinungsort und -jahr von in der Historischen Bildungsforschung bisher unbekannten Beiträgen aus den Jahren ca. 1880 bis 1918, die in Lehrerzeitungen und pädagogischen Zeitschriften erschienen; ihr Gegenstand sind die intensiven deutsch-türkischen Bildungsbeziehungen, die sich damals anbahnten und festigten. Zusammengestellt wurde die Bibliographie von Julika Böttcher in mehrwöchigen Rechercheaufenthalten in den Jahren 2015 und 2016 im Rahmen der Forschung zu ihrer Dissertation; diese wiederum war Bestandteil eines umfassenderen DFG-Projekts über den Türkeidiskurs in der deutschen Pädagogikgeschichte des frühen 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts.[1] Um sie für Forschungen zur Verfügung zu stellen, die über den von Böttcher untersuchten Diskurs, der im Kaiserreich zur Entwicklung eines „deutsch-türkischen Bildungsraums“ führte, hinausgehen, wird die Bibliographie im Forschungsdatenrepositorium der Universität Hamburg gesichert. Sie steht zur Nachnutzung in verschiedenen, strukturierten Dateiformaten …

Schulprogramme online – Jahresberichte höherer Schulen in Preußen als bildungshistorische Quelle: Das Paulinische Gymnasium zu Münster als Beispiel

Schulprogramme sind eine wichtige und wertvolle Quelle für die bildungshistorische Forschung, die erst seit kurzer Zeit wachsendes Interesse erfährt . Anders als der Name vermuten lässt, handelte es sich bei den Schulprogrammen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nicht um programmatische Schriften, in denen etwa die strukturelle Weiterentwicklung oder das pädagogische Leitbild einer Schule dargelegt wurde. So stellen Schulprogramme vielmehr Jahresberichte dar, in denen höhere Schulen die Schulnachrichten eines Jahres sowie Angaben zu Unterrichtsinhalten, Prüfungsaufgaben und Absolventen zusammengefasst haben. Diese Schulprogramme wurden für jedes Schuljahr angefertigt und in der Regel gemeinsam mit dem Fachbeitrag eines Lehrers veröffentlicht . Schulprogramme: Vom Massenprodukt zur bildungshistorischen Quelle In Preußen wurde mit dem Circular-Rescript von 1824 der Versuch unternommen, den Aufbau der Schulprogramme zu vereinheitlichen und sie dadurch zu einem Instrument der Schulaufsicht zu machen. Im 19. Jahrhundert verzeichneten diese weit verbreiteten Druckschriften einen regelrechten Boom. Der Erfolg der Schulprogramme ergab sich vor allem aus der gestiegenen Nachfrage bildungsbeflissener Bürgerinnen und Bürger an den für die interessierte Öffentlichkeit verfassten Fachbeiträgen der Lehrer. Die oftmals dünnen, broschierten Schriften wurden vielerorts …

Historische Schulbücher mit digitalen Werkzeugen untersuchen – das Stichwort „Leistung“ im „GEI-Digital-2020“ Korpus

Friedrich Schleiermacher riet in seinem einflussreichen Werk Hermeneutik und Kritik dazu, einen zu untersuchenden Textabschnitt möglichst im Kontext des ganzen Werkes, der Sprache und des Lebens des Verfassers, und letztlich im Kontext von „Sprachschatz“ und Geschichte des Zeitalters zu betrachten . Durch die massenhafte Digitalisierung von Quellen und den Einsatz digital gestützter Analyseverfahren scheint dieses Ideal heute greifbarer denn je. Der vorliegende Beitrag stellt mit dem 5036 historische Schulbücher umfassenden Korpus „GEI-Digital-2020“ des Leibniz-Instituts für Bildungsmedien | Georg-Eckert-Institut (GEI) eine für die Bildungsgeschichte relevante digitale Ressource vor und demonstriert, wie sich diese Texte in der Korpusmanagement-Umgebung D* mit den darin verfügbaren Werkzeugen webbasiert durch- und untersuchen lassen. Als interaktiv nachvollziehbare Beispiele dienen dabei Recherchen zum Begriff „Leistung“ in den Schulbüchern. Das Korpus – Entstehung und Besonderheiten Wie der Name schon andeutet, wurde das „GEI-Digital-2020“ Korpus im Jahr 2020 aus den damals im Projekt „GEI-Digital“ im Volltext verfügbaren Werken erstellt. In GEI-Digital werden laufend historische Schulbuchbestände mit automatisch generierten Volltexten und umfangreichen schulbuchspezifischen Metadaten etwa zu Schulform und Bildungsstufe erschlossen, wobei letztere bislang hauptsächlich über den …