Organisation
Das Forschungsprojekt Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung (GJZ 18)[1], das über das von Bund und Ländern getragene Akademienprogramm gefördert wird, arbeitet seit dem Jahr 2011 unter der Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen in enger Kooperation mit der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, der Universitätsbibliothek Leipzig und der Bayerischen Staatsbibliothek München sowie dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund und der Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung mbH Göttingen. Neben Maja Eilhammer und Sylvia Memmleb in München und Stefan Dietzel in Göttingen erschließen noch 9 weitere Mitarbeiter ein Korpus von 65 deutschsprachigen gelehrten Periodika des 18. Jahrhunderts. Bis 2025 wird das gesamte Zeitschriftenkorpus, in das auch die Ergebnisse von zwei Vorgängerprojekten einfließen, 323 Zeitschriften umfassen.
Hier geht es zur Website: https://gelehrte-journale.de/startseite
Gelehrte Blätter als Wissensträger
Mit den periodischen Schriften, die seit Ende des 17. Jahrhunderts entstanden, entwickelte sich bereits in der Frühphase der Aufklärung ein eigenständiges Medium, das für die Verbreitung von Wissen eine immense Bedeutung hatte. Waren die gelehrten Diskurse zuvor über Jahrhunderte in erster Linie in Form von gedruckten Büchern und privaten Briefen geführt worden, so entwickelte sich nun ein Medium, das für größtmögliche Aktualität der Nachrichten sorgte.
Die Rezensionszeitschriften, von den Zeitgenossen auch Ephemeriden oder Journale genannt, waren zudem ein Medium, das den potenziellen Leserkreis auch jenseits der res publica litteraria beträchtlich erweiterte. Sie bildeten nicht nur den gesamten Wissens- und Kulturaustausch der Gelehrtenrepublik ab, sie konstituierten und steuerten aufklärerische Diskurse und normierten gelehrte Praktiken wie die der Kritik.
Zentrale Funktion der Gelehrten Blätter war die Information über Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. Parallel zu der dort schnell wachsenden Anzahl wuchs auch die Zahl der Neuerscheinungen und -gründungen auf dem Zeitschriftenmarkt. Man schätzt, dass es zwischen dem ausgehenden 17. und dem beginnenden 19. Jahrhundert 500 bis 800 Titel waren – von kurzlebigen Ein-Mann-Unternehmungen bis zu auflagestarken, über Jahrzehnte fortgeführten Journalen. Die zahlreichen Neugründungen auf dem Gebiet des Römisch-deutschen Reichs wurden durch die territoriale Zersplitterung, das heißt die Vielzahl der Macht- und kulturellen Zentren begünstigt.
Gelehrte Journale – Inhalt, Form und Traditionslinien
Mit Rezensionen von neuen Büchern, Berichten über wissenschaftliche Entdeckungen und Forschungsvorhaben sowie Nachrichten von gelehrten Institutionen und Personen gaben sie Auskunft über so gut wie alles, was in der Welt des gelehrten und popularisierten Wissens vor sich ging. Wenn hier also von Gelehrten Zeitschriften die Rede ist, dann sind fächerübergreifend ausgerichtete Periodika gemeint, die fast alle Disziplinen abdecken, also Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften berücksichtigen.
Die Periodizität weist eine große Bandbreite auf: von mehreren Nummern pro Woche bis zum monatlichen oder sporadischen Erscheinen je nach materiellen und personellen Ressourcen. Bei den langlebigen und oft auch überregional bedeutsamen Journalen, hinter denen meist eine gelehrte Gesellschaft oder eine wissenschaftliche Institution stand, konnte die Kontinuität zuverlässiger abgesichert werden als bei Blättern, die von Einzelpersonen initiiert wurden.
Potenziell stand die Beteiligung an der Journal- Kommunikation allen Gebildeten offen, sei es passiv als Leser, sei es aktiv als Beiträger. Die Rezensenten blieben in der Regel anonym. Beiträge und abgedruckte Zuschriften zu diversen Gegenständen wie beispielsweise meteorologischen oder astronomischen Erscheinungen, mitunter auch Stellungnahmen zu strittigen Themen wurden jedoch meistens namentlich gezeichnet.
Intendierte Leserschaft war in der Regel ein akademisch gebildetes Publikum, Fachgelehrte, die über die Grenzen ihres eigenen Faches hinaus das Ganze der wissenschaftlichen Entwicklung überschauen wollten, aber auch ein allgemeingebildetes Lesepublikum. Sowohl qualitativ als auch quantitativ war die Durchschlagkraft der Gelehrten Journale für das Zeitalter der Aufklärung enorm: Durch das rasante Anwachsen der verschiedenen Blätter und ihre rasche Erscheinungsfolge (oft sogar wöchentlich) wurde das publizierte Wissen unübersichtlich. Bereits im späten 18. Jahrhundert wurden daher Versuche unternommen, diese Flut von Informationen in den Griff zu bekommen:
Der Bibliothekar und Polyhistor Johann Samuel Ersch (1766-1828) legte mit seinem Allgemeinen Repertorium der Literatur für die Jahre 1785 – 1800 den Grundstein zu einer systematischen Erfassung einiger gelehrter Blätter. Ersch verzeichnete in dem in acht Bänden von 1793 bis 1807 in Weimar erschienenen Repertorium Monographien und die dazugehörigen Rezensionen, die er mit Bewertungskategorien versah.
Geschichte und Struktur des Projekts
In den 1980er Jahren griff das Akademieprojekt Systematischer Index zu deutschsprachigen Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts (IdRZ 18) den Gedanken Erschs auf, einen möglichst umfassenden Index einer größeren Anzahl von Zeitschriften zu erstellen. Dabei sollten nun, in Ergänzung zum Repertorium, Journale aus dem Zeitraum vor 1784 erschlossen werden.
Einsetzen sollte die Erschließung 1688, dem Jahr, in dem der erste Band von Thomasius‘ Monatsgesprächenerschien. Das Verfahren der Erschließung orientierte sich dabei bewusst am Repertorium. Dem war zuvor noch der Index deutschsprachiger Zeitschriften (IdZ 18, Laufzeit 1975-1986) des 18. Jahrhunderts vorausgegangen, der zumindest partiell Rezensionen erfasst hatte.
Im IdZ 18 wurden vermischte Publikums- und Literaturzeitschriften (insgesamt 195) der Jahre 1750-1815 erschlossen. Das Korpus von Zeitschriften entspricht in etwa der allgemeinen Entwicklung auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt des 18. und frühen 19. Jahrhunderts. Mit dem daran anschließenden IdRZ 18 (Laufzeit 1987 bis 2007) wurden die Buchkritiken der wichtigsten fächerübergreifenden Rezensionszeitschriften zwischen 1688 und 1784 inhaltlich erschlossen (63 Zeitschriften).
Das Projekt Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke des Wissens im Zeitalter der Aufklärung (GJZ 18) wertet bis zum Jahr 2025 ein Korpus von 65 fachübergreifenden Periodika des Zeitraums von 1688-1800 aus, und zwar ebenfalls Rezensionszeitschriften im engeren Sinn. Die Erschließungsergebnisse der drei Projekte IdZ 18, IdRZ 18 und GJZ 18 werden in einer Forschungsdatenbank zusammengeführt, die bis zum Jahr 2025 ein Korpus von insgesamt 323 Zeitschriften (ca. 2.775 Bände und ca. 1.260.000 Seiten) zur Verfügung stellen und die Erschließungsarbeit aus fünf Jahrzehnten vereinen wird.
Die interaktive Forschungsdatenbank bietet detaillierte Sucheinstiege, Verlinkungen zu Artikel-Digitalisaten, Katalogeinträgen der Bibliotheksverbünde sowie, wenn möglich, zu Digitalisaten rezensierter Werke an. Die Ergebnisse verstehen sich keineswegs als bloße Sammlung von Fakten und Materialien, sondern als Angebot vernetzter Informationen, um das bisherige Wissen zur Aufklärungsepoche zu ergänzen und zu vertiefen. Damit ist das Projekt für Fragen einer allgemeinen Wissenstopographie und -vernetzung des 18. Jahrhunderts ebenso bedeutend wie für die Rezeptionsgeschichte einzelner Werke und die Entwicklung der sich spezialisierenden Disziplinen.
Technisch ist die Forschungsdatenbank seit 2014 vollständig in die bibliothekssystematische Datenverwaltung integriert und bietet infrastrukturell eine geeignete Basis für Langzeitarchivierung, Vernetzung, Nutzung und Aufbereitung der Forschungsdaten. Die Daten stehen unter einer CC BY-SA-Lizenz. Die Entwicklung einer Computerschnittstelle für den automatischen Zugriff ist in Planung. Details zur IT-Infrastruktur sowie Datenerfassung/-verarbeitung finden Sie im Wikipedia-Artikel zum Projekt.[2]
Da die Gelehrten Blätter in ihrer Gesamtheit die Entwicklungen des Wissens im Zeitalter der Aufklärung nahezu vollständig erfassen, bieten sie einen einzigartigen Fundus zur Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts: Pest und Pocken, Hölle und Heiliger Geist, Kindsmord und Kaiserwahl, politische Ereignisse, theologische Debatten, naturkundliche oder philosophische Diskurse, die Geschichte der Kolonien, Forschungsreisen, Experimente mit Elektrizität, selbst die Gefahren der Romanlektüre wurden behandelt. Die Datenbank ermöglicht es, das Potenzial der Periodikagattung Gelehrte Zeitschriften als Medium wissenschaftlich-akademischen Austauschs weiter zu erschließen.[3]
Fallbeispiele und Sucheinstiege – mit Focus auf bildungshistorische Nutzungsmöglichkeiten
Zeitschriftenkorpus
Die Datenbank GJZ 18 bildet mit ihren momentan über 330 000 Datensätzen prinzipiell alle Bereiche der Wissenschaften des 18. Jahrhunderts ab.[4] Aus der geradezu unüberschaubaren Menge an allgemeinen Rezensionszeitschriften des 18. Jahrhunderts wurde eine repräsentative Auswahl getroffen, wobei die Fragen der geographischen Verteilung oder der konfessionellen Zugehörigkeit genauso berücksichtigt wurden wie Umfang und Erscheinungsdauer der Journale. Der Entscheidung, nur allgemeine Rezensionsorgane zu erfassen, ist es geschuldet, dass spezifische Fachzeitschriften – von wenigen Ausnahmen abgesehen – unberücksichtigt geblieben sind. Schaut man in die Liste der Zeitschriften, findet man gleichwohl mit der Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Teutschland und dem Magazin für Schulen und die Erziehung überhaupt zwei Zeitschriften mit dezidiert pädagogischer Ausrichtung. Beide Zeitschriften haben ihren Schwerpunkt, wie die Fächerverteilung ausweist, eindeutig in der Pädagogik (Allgemeine Bibliothek 55,03 Prozent der Beiträge, Magazin für Schulen 37,41 Prozent).
Abbildung 1
Unter dem Reiter „Zeitschriften“ (Abb. 1) findet sich ein Verzeichnis aller Zeitschriften, die in der Forschungsdatenbank GJZ 18 erschlossen wurden beziehungsweise werden. Die einzelnen Zeitschriften werden auf den jeweiligen Unterseiten näher beschrieben. Neben allen relevanten bibliographischen Angaben findet sich eine statistische Auswertung der Fächerverteilung der rezensierten Bücher sowie eine Übersicht über den Bearbeitungsstand der Zeitschrift. Darüber hinaus enthalten die „Zeitschriftenprofile“ teilweise recht ausführliche Informationen zur Publikationsgeschichte und Charakteristik der jeweiligen Zeitschrift.
(Historische) Fächersystematik
Abbildung 2
Die Fächersystematik erlaubt einen systematischen Zugriff auf die in den Zeitschriften besprochenen Schriften und sonstigen gelehrten Nachrichten. Sie beruht auf einem historischen Wissenschaftsbegriff des 18. beziehungsweise 19. Jahrhunderts und bietet als Einstieg eine Übersicht zu den 17 Hauptfächern der Datenbank (Abb. 2). Durch Klicken auf die Steuerelemente (Dreiecke) kann der Baum geöffnet werden, um zu den Unterfächern zu gelangen. Durch weitere Steuerelemente (Kästchen) können detaillierte Treffermengen ausgewählt bzw. zusammengestellt werden (Abb. 3). Alternativ kann durch Klicken auf die als Link markierten Treffermengenangaben direkt zur entsprechenden Trefferliste gewechselt werden.
Die Fächersystematik eignet sich in herausragender Weise, um einen ersten Überblick über die für die Historische Bildungsforschung relevanten Inhalte der Datenbank GJZ 18 zu gewinnen. So erhält man bereits in der „Erweiterten Suche“ und dort in der Rubrik „Systematische-Suche“ mit dem Suchbegriff „Päd.“ 7035 Treffer. Darunter sind Rezensionen von Büchern aus allen Bereichen der Pädagogik zu erwarten, sowie Informationen zu Bildungseinrichtungen (Schulen, Akademien, Universitäten) und im Bildungsbereich tätige Personen (vom Hauslehrer über den Pfarrer bis zum Hochschullehrer). So sehr es auch lohnen mag, hier nun einfach zu stöbern, so ist doch auch klar, dass die Treffermengen mit über 7000 Treffern eine schlecht handhabbare Größe darstellen. Die Untergliederung schafft hier Abhilfe. Die Auffächerung des Systembaums an dieser Stelle vermittelt einen guten Überblick über die (historische) Gliederung des Faches und bieten einen guten Einstieg zu detaillierten Trefferlisten. Dazu können die einzelnen Unterfächer per rechtem Mausklick auf die blau unterlegten Links leicht angesteuert werden. (Abb. 3)
Abbildung 3
Die Suche mit Suchbegriffen
Die Datenbank kennt eine „Einfache Suche“ (Startseite) und eine „Erweiterte Suche“. Bereits in der „Einfachen Suche“ liefern einschlägige Begriffe wie „Schule“ (1050), „Unterricht“ (2050), „Bildung“ (943), „Erziehung“ (2307), „Katechismus“ (587) oder „Katechetik“ (404) hinreichend Treffer, so dass man in solchen Fällen gerne auf ein weiteres Filtern zurückgreifen wird. Hierzu können selbstverständlich weitere Suchbegriffe eingegeben werden.[5] Anregungen dürften sich aus den Schlagworten bzw. Schlagwortkombinationen zuvor geöffneter Treffer ergeben.
Auf der anderen Seite lässt sich die Treffermenge auch noch weiter ausweiten: So erhält man mit der trunkierten Suche[6] „Schule*“ 5814 Treffer, weil Begriffe wie „Schulunterricht“ mit berücksichtigt werden. Mit der dem doppelt trunkierten Suchbegriff „*Schule*“ erhält man gar 7800 Treffer, weil so auch Begriffe wie Volksschule etc. mit abgefragt werden. Am rechten Rand jedes Treffersets befindet sich eine Spalte mit momentan 6 Facetten[7], die es sehr einfach erlauben, die Treffermenge gezielt einzugrenzen: d.h. nach Zeitschrift, Zeitraum (Jahr), Systemstelle, Datensatztyp und Datenbank zu filtern.
Facetten
Abbildung 4
Zu den Facetten im Einzelnen (Abb. 4): Die Facette „Zeitschrift“ versteht sich von selbst, d.h. klickt man auf eine dort angezeigte Zeitschrift, werden nur noch die Treffer angezeigt, die in dieser Zeitschrift die gesuchten Eigenschaften aufweisen. Sie ermöglicht damit eine gezielte Auswahl bestimmter Rezensionsorgane nach bestimmten Kriterien. So stellt sich nach Ausführung der Suche nach Pädagogik heraus, dass die Allgemeine Bibliothek für das Schul- und Erziehungswesen in Deutschland mit 973 Treffern führend ist, gefolgt von der berühmten Allgemeinen deutschen Bibliothek (675), dicht gefolgt von den beiden mitteldeutschen Zeitschriften Jenaische gelehrte Zeitungen (621) und Gothaische gelehrte Zeitungen (610). Die nächste Facette „Jahr“ zeigt die Anzahl der Treffer innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Die Facette „Jahr“ der Suche „Pädagogik“ visualisiert somit den rasanten Anstieg der pädagogischen Literatur im Laufe des 18. Jhdts.[8] Darüber hinaus sind die einzelnen Balken der Facette „Jahr“ klickbar, so dass per Mausklick jeweils die dem gewählten Jahr zugeordneten Treffer ausgewählt werden können; alternativ kann durch Markieren mit gedrückter linker Maustaste direkt in der Facette ein bestimmter Zeitraum ausgewählt werden. Die Facette „Systemstellen“ zeigt die zugeordneten Systemstellen in Kürzel-Zahlenkombination. Bei den Facetten „Artikeltyp“ und „Datensatztyp“ ist vor allem die Unterscheidung zwischen Rezension und Nachricht relevant. Der Typ Nachricht fasst alle Artikel zusammen, die vermischte Informationen zu Personen und Einrichtungen des 18. Jahrhunderts liefern. Hier wird man also vor allem personenbezogene Nachrichten wie Todesfälle (z.B. mit dem Schlagwort: Todesmitteilung) sowie Berufungen, Ortswechsel oder Amtsniederlegungen etc. finden. Die Filtermöglichkeit „Projekt-Datenbank“ ist für den Nutzer von weit größerer Bedeutung als es zunächst scheinen mag, denn nur die Datensätze, die genuin in GJZ 18 erstellt wurden, sind verlässlich mit Digitalisaten ausgestattet (vgl. dazu die Ausführungen zur Projektgeschichte). Per Mouse-Over wird die Bedeutung der jeweiligen Systemstelle im Klartext angezeigt und der Nutzer kann so gezielt weiternavigieren.[9]
Weitere Filtermöglichkeiten
Weitere Möglichkeiten zu einer detaillierteren Suche bei hohen Trefferzahlen bietet die „Erweiterte Suche“. Als Beispiel mag der Pädagoge und Philanthrop Johann Bernhard Basedow (1724-1790) dienen. Die „Einfache Suche“ mit dem Namen „Basedow“ ergibt 525 Treffer. Die „Erweiterte Suche“ bietet die Möglichkeit, zwischen Basedow als Autor eines rezensierten Werks (261), als Autor der Rezension (13) oder als im Personenschlagwort erfasste „weitere Person“ (315) zu unterscheiden. Bei der Suche nach Personen gilt es zu beachten, dass nur in GJZ 18 die Vornamen vollständig erfasst sind. Bei den Einträgen aus IDRZ 18 und IDZ wurden die Vornamen abgekürzt, also z.B. „Basedow, J.B.“[10]
Die „Erweiterte Suche“ bietet darüber hinaus die Möglichkeit gezielt nach Schlagworten (Personen-, Geographie oder Sach-Schlagwort) zu suchen. Damit können z.B. Kontroversen um einzelne Personen aufgespürt werden: So war Basedow ein durchaus umstrittener Geist seiner Zeit, was sich auch in der Datenbank niedergeschlagen hat. Die Suche „Basedow Kontroverse OR Streit“ ergibt beachtliche 527 Treffer.
Einzeltreffer
Abbildung 5
Der einzelne Treffer (Abb. 5) baut sich jeweils aus 2-3 Ebenen auf. Artikel vom Typ „Nachricht“ bestehen aus 2 Ebenen, solche vom Typ „Rezension“ aus 3 Ebenen. Die Ebene 1 mit der Überschrift „Artikel/Gelehrte Nachricht“ enthält alle Informationen darüber, wo die Rezension bzw. die gelehrte Nachricht abgedruckt ist: also den Namen der Zeitschrift mit weiteren bibliographischen Angaben sowie ggf. den Link zur Rezensionszeitschrift. Die Ebene 2 mit der Überschrift „Rezensiertes Werk“ enthält alle diesbezüglichen bibliographischen Informationen. Sie fehlt von daher beim Typ „Nachricht“. Die 3. und letzte Ebene „Inhaltserschließung“ führt die Systemstellen, Schlagwörter sowie eine knappe Einschätzung der wertenden Tendenz des Artikels auf.
Bildungsgeschichte aus dem Blickwinkel der gelehrten Journale
Innerhalb der Fächersystematik von GJZ nimmt die Systemstelle Pädagogik (Päd.) zwar nur einen Anteil von 2,81 % ein, doch handelt es sich dabei immerhin um derzeit 7226 Treffer. Darunter sind einerseits Rezensionen von pädagogischen Neuerscheinungen, andererseits Nachrichten über Schulneuigkeiten: Berufungen, Beförderungen oder Todesmitteilungen von Schulmännern werden ebenso thematisiert wie Preisaufgaben in den verschiedenen Fächern. Auch die Staatswissenschaften (Pol.) sind für die Bildungsgeschichte relevant, findet sich hier doch unter Pol.6.6.0 die Bildungs- und Aufklärungspolitik. Schulverordnungen werden in den Rezensionszeitschriften ausführlich besprochen, teilweise sogar im Wortlaut abgedruckt, wie etwa die „Verordnung die Lehrart in den untern Schulen des Hochstifts Münster betreffend“.[11] Die Journalliteratur des 18. Jahrhunderts gilt nicht zu Unrecht als bevorzugter Ort wissenschaftlicher Kontroversen. So verwundert es nicht, dass auch pädagogische Methoden und ihre jeweiligen Vertreter in den Fokus gelehrter Auseinandersetzungen gerieten.[12] Teilweise tendierte die in den Journalen vorgebrachte gelehrte Kritik auch dazu, sofern sie negativ war, jegliches Maß zu verlieren. Ein mäßiger Ton galt den Zeitgenossen schon als herausragende Eigenschaft für einen Rezensenten, was nur unterstreicht, wie schnell in der Realität der Ton entgleiten und die Rezension zum Totalveriss oder zur Satire geraten konnte. Die Verletzung des literarischen Gegenübers durch den Rezensenten blieb dann leider oft nicht unbeantwortet. Die von Herausgebern und Rezensenten gepflegte Anonymität trug dabei ihren Teil zur sprachlichen Eskalation bei, wenn auch die Absicht ursprünglich eine ganz andere war, nämlich den Rezensenten von persönlichen Rücksichtnahmen zu befreien und ihm gerade ein „unparteiisches“ Urteil erst zu ermöglichen. Für das Aufspüren von Diskursverläufen sind neben einschlägigen Personen wie Basedow oder Werken wie „Philalethie“ auch Suchbegriffe wie „Kontroverse“, „Streit“, „Kritik“ oder „Totalveriss“ hilfreich. – Viel Spaß bei der Suche!
Anmerkungen
↑1 | https://gelehrte-journale.de/startseite |
---|---|
↑2 | https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Gelehrte_Journale_und_Zeitungen_der_Aufklärung&oldid=213227299 |
↑3 | Der erste Teil dieses Beitrags wurde bereits in der Broschüre Recherche in der Datenbank GJZ 18. Gelehrte Journale und Zeitungen als Netzwerke im Zeitalter der Aufklärung veröffentlicht. Online: https://adw-goe.de/forschung/forschungsprojekte-akademienprogramm/gjz18/ |
↑4 | Alle hier genannten Zahlen zu Suchanfragen etc. sind nur ein vorläufiges Ergebnis, da sie durch die ständige Weiterarbeit an der Datenbank stetig steigen. |
↑5 | Im Suchschlitz werden automatisch Suchbegriffe mit dem Operator „UND“ verknüpft. |
↑6 | Trunkierung: Platzhalter (*) für eine beliebige Menge von Zeichen bei einer Suchanfrage. Trunkierungen sind meist am Ende eines Wortes (Rechtstrunkierung) und seltener am Anfang eines Wortes (Linkstrunkierung) möglich. |
↑7 | Weitere Facetten sind in Planung. |
↑8 | Der drastische Abfall der Trefferzahlen ab der Mitte der 1780er Jahren erklärt sich allein aus dem mit dem Jahr 1786 endenden Erfassungszeitraum bei GJZ 18. |
↑9 | Im Zuge der Arbeiten im laufenden Projekt GJZ 18 sind gelegentlich auch ältere (IDRZ 18) Datensätze teilweise (nach-)verlinkt worden. |
↑10 | In der laufenden Arbeit von GJZ 18 konnten allerdings schon in vielen Fällen die Vornamen vervollständigt werden. |
↑11 | Litteratur des katholischen Deutschlands Bd. 2, 1778, S. 379-434. Online unter: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00067302/image_401. Die vom fränkischen Benediktiner-Kloster Banz herausgegebene „Litteratur des katholischen Deutschlands“ ist in Bezug auf das Jahr 1773 vor allem deswegen interessiert, weil in diesem Jahr der Orden der Jesuiten aufgehoben wurde und Jesuiten und Benediktiner seit längerem in Konkurrenz um die Erziehung der katholischen Jugend gestanden hatten. |
↑12 | In diesem Zusammenhang sei beispielsweise auf den Bildungsreformer Heinrich Braun (1732-1792) verwiesen, der sich im Kurfürstentum Bayern um das Schulwesen verdient machte (siehe Eintrag in GJZ 18). Seine „Churfürstliche Schulverordnung für die bürgerliche Erziehung der Stadt- und Landschulen in Baiern“ (1778, Volltext) war der Anlass für eine Kontroverse mit Leonhard Anton Joseph von Bucher (1746-1817). Auf dessen „Beyträge zu einer Schul- und Erziehungsgeschichte in Baiern“ (1781, Volltext) antwortete Braun mit einer „Ehrenrettung gegen die Beyträge der Schul- und Erziehungsgeschichte in Bayern“ (1779, Volltext). |