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Verdrängte (Bildungs-)Geschichte? Zur Bedeutung der historischen Erziehungs- und Bildungswissenschaft in der Lehrer:innenbildung

Die Frage nach dem Stellenwert pädagogischer und erziehungswissenschaftlicher Inhalte in der Ausbildung von Lehrkräften wurde insbesondere im Zuge der Bologna-Reform der Lehrer:innenbildung mehrfach thematisiert. Entsprechende Analysen zum Umfang und zur Gestalt solcher Anteile verweisen auf ihre insgesamt prekäre Stellung im Curriculum, insbesondere im Vergleich zu der Ausbildung in den Unterrichtsfächern und deren Didaktiken.[1] Mit der Einführung eines disziplinären Rahmenkonzepts „Bildungswissenschaften“  insbesondere auch in der Lehrer:innenbildung ist der quantitative Anteil dieses Elements gegenüber den anderen Elementen zwar gewachsen, wie  Terhart  feststellen konnte; allerdings sind die genuin erziehungswissenschaftlichen Inhalte und Zugänge durch die terminologische Zusammenfassung – in erster Linie mit Psychologie und Soziologie – geschrumpft. Hinzu kommt, dass jüngere Reformen der Lehrer:innenbildung eher dazu tendieren, die Fachwissenschaften und Praxisanteile aufzuwerten . Problematisiert wurde zudem die Vernachlässigung einer bildungswissenschaftlichen Qualifizierung von Quer- und Seiteneinsteiger:innen . Casale et al. sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Entkoppelung von Lehrerbildung und Erziehungswissenschaft“ . Diese Entwicklung – verbunden mit einer vorwiegend pädagogisch-psychologisch geprägten Auslegung von Bildungswissenschaft(en) und einem verengten Verständnis von empirischer Wissenschaft – wirkt sich auf die Bedeutung der historischen Erziehungs- …