Einleitung
Ein sozialwissenschaftliches Interesse an historischen Themen institutionalisierte sich im deutschsprachigen Raum bekanntlich (erst) gegen Mitte der 1970er-Jahre. In etwa zur gleichen Zeit wurden auch Fragen nach schulischer Bildung und Chancengleichheit einer zunehmend historischen Betrachtung unterzogen . Seitens einer historisch interessierten Pädagogik wurden ebenfalls Stimmen laut, die eine quellenkritische, struktur- und institutionengeschichtliche Erforschung ihres Feldes einforderten . Dank dem langen Atem einiger Bildungshistoriker*innen liegen inzwischen 12 Bände des Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte (DHB) vor. Im Zuge der „cultural turns“ haben sie sich in einer Nische innerhalb der historischen Bildungsforschung etabliert und dabei zu einer weitläufigen und fundierten Theoriebildung beigetragen. Darüber hinaus stellen sie eine thematisch und zeitlich differenzierte und lange nicht ausgeschöpfte Ressource dar zur Rekonstruktion und Analyse langfristiger Entwicklungen der Schulsysteme in Deutschland. Nichtsdestotrotz: Im Kontext der aufstrebenden Digital Humanities und dem Gerede um Big Data mag die Arbeit an und mit aufwändig inventarisierten historischen Statistiken heute den Eindruck erwecken, als sei sie etwas aus der Zeit gefallen – als sollte eine quantifizierende Sozialgeschichte für die Untersuchung von Bildung und Schule wiedererweckt werden. Im Nachdenken über strukturelle Voraussetzungen von Bildungsprozessen und deren historische Entwicklung herrschte freilich nie Friedhofsruhe. Allerdings zeigt sich gerade als Begleiterscheinung der Digitalisierung erneut der Erkenntniswert des Explizierens von strukturellen Kontexten mittels statistischer Langzeitreihen. Die DHB sind auch heute noch Forschungsinfrastruktur im besten Sinne des Wortes (zum Gesis-Datenportal Historische Zeitreihen, histat).
Dieser Artikel beschreibt die Hintergründe und den aktuellen Stand der DHB, situiert sie in einem internationalen Kontext, bietet einen Überblick der Inhalte sowie des Zugangs zu den Daten und weist auf das disziplinäre und erkenntnisspezifische Potenzial dieses umfangreichen Datenkonvoluts hin. Teile der DHB-Daten stehen im Tabellenformat für den Download auf „histat“ zur Verfügung
DHB im Kontext: Statistische Daten und historische Bildungsforschung
Die DHB (Stand heute) gliedern sich in 15 avisierte Teilbände (publiziert zwischen 1987–2016) und dutzende Teilprojekte, Forschungsverbünde und Qualifikationsarbeiten (für eine kurze Entstehungsgeschichte der DHB vgl. ). Diese bisherigen Bände decken einen Untersuchungszeitraum zwischen 1800–2009 ab. Mit der Publikation von Band III im Jahr 2016 wurden die geplanten Zeitreihen für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg abgeschlossen. Die Bände IV, V und XII sind noch ausstehend, wobei teilweise bereits auch hierzu umfangreiche Publikationen vorgelegt wurden .
Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte
Band | Titel | Jahr | Hrsg. |
---|---|---|---|
I/1 | Das Hochschulstudium in Preussen und Deutschland 1820–1944 | 1987 | H. Titze H.-G. Herrlitz V. Müller-Benedict A. Nath |
I/2 | Wachstum und Differenzierung der deutschen Universitäten 1830-1945 | 1995 | H. Titze H.-G. Herrlitz V. Müller-Benedict A. Nath |
II/1 | Sozialgeschichte und Statistik des Schulsystems in den Staaten des Deutschen Reiches 1800-1945 | 1987 | D.K Müller B. Zymek |
II/2 | Regionale Differenzierung und gesamtstaatliche Systembildung. Preußen und seine Provinzen – Deutsches Reich und seine Staaten 1800-1945 | 2003 | U.G. Herrmann D.K. Müller |
II/3 | Sozialgeschichte und Statistik des Mädchenschulwesens in den deutschen Staaten 1800-1945 | 2005 | B. Zymek G. Neghabian L. Ziob |
III | Differenzierung und Integration der niederen Schulen in Deutschland 1800-1945 | 2016 | A. Nath H. Titze |
IV | Das berufsbildende Schulsystem in Deutschland 1815-1945 | n.v. | K. Harney U.G. Herrmann J. Großwinkelmann |
V | Lehrergenerationen im Bildungswachstum. Lehrer an niederen und höheren Schulen in Deutschland 1800-1945 | n.v. | H. Titze A. Nath |
VI | Akademische Karrieren in Preußen und Deutschland 1850-1940 | 2008 | V. Müller-Benedict J. Janßen T. Sander |
VII | Allgemein bildende Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2000 | 2014 | H. Köhler P. Lundgreen T. Rochow J. Schallmann |
VIII | Berufliche Schulen und Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2001 | 2008 | P. Lundgreen J. Scheunemann G. Schwibbe |
IX | Schulen und Hochschulen in der Deutschen Demokratischen Republik 1949-1989 | 2008 | H. Köhler T. Rochow |
X | Das Personal an den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland 1953-2005 | 2009 | P. Lundgreen G. Schwibbe J. Schallmann |
XI | Die Lehrer an den Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2009 | 2013 | P. Lundgreen J. Schallmann |
XII | Regionale Schulentwicklung in Berlin und Brandenburg | n.v. | P. Drewek A. Huschner R. Ejury |
Dass der jüngste Band erst mit zehn Jahren Verspätung erscheinen konnte, weist auf die Komplexität des Gegenstands hin. Die zentrale Herausforderung besteht in der Herstellung von Vergleichbarkeit statistischer Daten zwischen den sich beständig wandelnden bildungspolitischen Räumen, Institutionen und statistischen Praktiken. Das Ergebnis muss homogen genug sein, um uns heute einen Überblick zu ermöglichen und darf gleichzeitig die quellenkritischen Elemente der Entstehungskontexte dieser Daten nicht vernachlässigen. Diese minutiöse und systematische Aufbereitung und Dokumentation inhaltlich und materiell höchst heterogenen Quellenmaterials bietet die Grundlage für diese Forschungsinfrastruktur.
Mit der zeitlichen Distanz von über 40 Jahren seit dem ersten, von der DFG finanzierten DHB-Projekt („Qualifikationskrisen und Strukturwandel des Bildungssystems“ – QUAKRI, 1977-1981), will ich die Entwicklungsgeschichte der DHB in drei Phasen gliedern: In einer Explorationsphase zwischen Mitte der 1970er- und Mitte der 1990er-Jahre wurden die drei ersten Bände publiziert, zwei im Jahr 1987 und einer 1995. Eine Weiterentwicklung dieser Publikationen zu einer umfassenden Reihe war damals noch nicht angelegt. Eine Gesamtübersicht zur (geplanten) DHB-Reihe wird erst seit dem Jahr 2008 publiziert. Inhaltlich bearbeitet wurde in dieser ersten Phase insbesondere die Entwicklung der höheren Schulen und Universitäten für den Zeitraum bis 1945. In einer zweiten Koordinationsphase wurden ab 1998 durch Beteiligte der Universitäten Bochum, Flensburg, Göttingen, Lüneburg, sowie dem MPI in Berlin bei der DFG gezielt Forschungsgelder für eine Vervollständigung der DHB eingeworben. Zwischen 2003 und 2009 erschienen nicht weniger als 6 Bände und damit ein großer Teil der Datensätze im Rahmen der DHB. Die Zeit ab 2010 lässt sich als Ergänzungsphase verstehen. Sie dauert bis heute an und zeichnet sich durch punktuelle Fertigstellung der verbleibenden Bände aus. Gleichzeitig fällt in diese Dekade auch die Emeritierung oder das Ableben von zentralen Protagonisten der DHB.
Auf die im internationalen Vergleich viel konstatierte Verspätung einer interdisziplinären, quantifizierenden (Bildungs-)Geschichte im deutsch-sprachigen Raum folgte mit den DHB eine adäquate Antwort. Zwar wurden auch beispielsweise für die USA , für Frankreich , für Belgien , für Österreich oder für die Schweiz bildungsstatistische Datensätze aufbereitet und ausgewertet. Allein, ein so umfangreiches und gut dokumentiertes Infrastrukturprojekt wie die DHB ist im internationalen Vergleich für die Bildungsgeschichte einzigartig. Das gilt insbesondere auch für die Nachnutzbarkeit der publizierten statistischen Daten, die im Rahmen der DHB bereits vergleichsweise früh in digitaler Form zugänglich gemacht wurden. Eine Ausnahme stellt ein Projekt zur Inventarisierung schulstatistischer Langzeitreihen für die Schweiz dar, dass seit 2010 lanciert wurde und bis in die Gegenwart fortbesteht (www.bildungsgeschichte.uzh.ch/de.html).
DHB-Datenbeispiel: Die langen Wellen des Bildungswachstums
Abb. 1 & 2: Die langen Wellen des Bildungswachstums. Darstellung aus dem DHB IV, Grafiken generiert von histat
Inhalte, Daten, Zugang, Grenzen
Obwohl die Protagonisten des DHB immer wieder von „Großforschung“ gesprochen haben (z.B. ): die DHB waren kein generalstabsmäßig orchestriertes Projekt. Vielmehr spiegeln sich darin die Interessen und Themenschwerpunkte ganz unterschiedlicher Forschender im Verlaufe der letzten vier Jahrzehnte wider. Die DHB vereinen ganz unterschiedliche Bildungsstufen, Zeiträume, politische Ebenen sowie diverse statistische Kategorien mit unterschiedlichem Differenzierungsgraden. Das ist angesichts der Quellenlage und der Größe des Unterfangens nicht nur ein notwendiges Übel, sondern ein deutlicher Mehrwert. Es ist ein großer Gewinn für die Forschung, dass nicht auf die Erschließung von detaillierten und kohärenten Daten in einem politischen oder schulischen Kontext verzichtet wurde, nur weil diese in einem anderen Bereich nicht zugänglich sind (z.B. Daten zu sozio-ökonomischem Status, Geschlecht, regionale Differenzierungen, usw.). Welche Daten für welche Fragestellung Verwendung finden können, diese Arbeit der Kontextualisierung und der Interpretation bleibt schließlich zentrale Denkaufgabe der informierten Bildungshistorikerin. Um diese analytische Arbeit zu erleichtert, weisen die DHB einige entscheidende Gemeinsamkeiten auf. Am wichtigsten ist sicherlich der Umstand, dass alle Bände die für sie relevanten normativen Entwicklungen der Schulsysteme aufbereitet und kommentiert haben. Über eine lange Zeit betrachtet können die statistischen Daten einzelner Schulen und Schultypen nicht miteinander verglichen werden ohne adäquates Wissen betreffend deren Charakter an einem bestimmen Ort und zu einer bestimmten Zeit. Bereits die sich seit 1800 häufig verändernden politischen Grenzen und deren unterschiedliche Schulsysteme stellen für die Aggregation von über die Zeit vergleichbarer Datenreihen eine große Herausforderung dar. Dieses institutionenhistorische Wissen zu erarbeiten steht in Aufwand und Ertrag der Arbeit an den statistischen Daten wohl in nichts nach. Umso schöner, dass alle DHB sich dieser Arbeit am Kontext angenommen haben. Eine weitere zentrale Gemeinsamkeit der gedruckten DHB liegt darin, dass sie nicht nur Datenreihen publizieren, sondern diese punktuell auch auswerten und damit deren Wert für die historische und erziehungswissenschaftliche Theoriebildung unterstreichen. Diese formale Gemeinsamkeit spiegelt inhaltlich gleichzeitig eine rege Debatte wider (für kurze inhaltliche Zusammenfassungen der einzelnen Bände sowie die Beschreibung der theoriebildenden Debatte im Wandel der Zeit siehe: ).
Das „GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften“ stellt über die Datenbank „HISTAT“ die meisten Datensätze der DHB nach einmaliger Anmeldung kostenlos zur Verfügung (https://histat.gesis.org/histat/). Der Zugriff auf die Datensätze ist möglich über html-formatierte Tabellen. Gleichzeitig können Zeitreihen individuell kombiniert, daraus eigene Diagramme erstellt und diese als Tabellen (in Excel oder als *.csv-Dateien) heruntergeladen werden. Die publizierten Werte entsprechen in der Regel absoluten Zahlen und sind strukturiert nach zeitlichen und nach inhaltlichen Kategorien. Die Datensätze sind entsprechend einfach und ohne umfangreiche statistische oder technische Vorkenntnisse nutzbar – von der Auszählung von Häufigkeiten für unterschiedliche Informationsbedürfnisse, über die Hochschullehre, bis hin zu elaborierten quantitativen Analysen. Die Metadaten sind als DDI-XML verfügbar. Nicht digital erschlossen wurde Band II / 3 (Mädchenschulwesen) auf Grund der nicht kompatiblen Datenstruktur sowie die nach 2015 publizierten Bände, deren Integration (oder Publikation) noch aussteht. Daneben finden sich auch inhaltliche Diskrepanzen zwischen den beiden Publikationsformaten. Gewisse Datenreihen sind nur gedruckt, andere nur digital zugänglich, wobei das Feststellen dieser Diskrepanz jeweils bei der Nutzung einzelner Datenkorpora geleistet werden muss. Auf das Jahr 2021 ist eine Migration sämtlicher Daten des DHB in ein anderes Repositorium geplant. Hierbei zeigen sich weniger die Probleme der DHB, sondern vielmehr des Umgangs der Geistes- und Sozialwissenschaften mit digitalen Datensätzen und die damit verbunden Fragen nach technischen Standards, der möglichen Inkompatibilität von Datenbankstrukturen unterschiedlicher Projekte und der Langzeitspeicherung und Persistenz komplexer Datenbanken. Dass die Daten des letzten DHB im Jahr 2016 nur in Druckversion und als CD-Rom publiziert wurden – und nicht als Teil eines digitalen Repositoriums – steht exemplarisch für diese nach wie vor andauernde Suchbewegung innerhalb der Digital Humanities.
Online verfügbare DHB-Daten
Die bisherige Nachnutzung der Daten des DHB in der akademischen Forschung oder der Ressortforschung zu bestimmen, ist alles andere als trivial. Dafür kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass insbesondere zu Fragen der Hochschulentwicklung, zu regionalen Entwicklungen oder zum Verhältnis von Wirtschaftswachstum und Bildungsexpansion unterschiedliche (individuelle) Forschungsprojekte auf statistischer Grundlage durchgeführt wurden. Diese weisen zusätzlich auf das erkenntnistheoretische, disziplinäre Potenzial dieser Datensätze hin und haben stellenweise auch über die DHB hinaus weitere Langzeitdaten zur Bildungsgeschichte zugänglich gemacht (für eine gute Übersicht siehe: ). Gleichzeitig werden hier auch Desiderate deutlich, wie beispielsweise auf historisch-statistischer Grundlage beruhende international vergleichende Studien oder die Thematisierung des vorschulischen Bereichs.
Zeitlos oder aus der Zeit gefallen?
Die DHB bieten – auch im internationalen Vergleich – eine hervorragende Infrastruktur zur historischen Erforschung der Schulgeschichte auf quantitativer Grundlage. Die Initialzündung zum Aufbau dieser Infrastruktur stammte zwar aus den 1970er-Jahren. Der große Teil der Arbeit wurde hingegen in der ersten Dekade des 21.Jahrhunderts durchgeführt. Während sich die Geschichtswissenschaft im Nachgang an die „cultural turns“ vor allem für die Dekonstruktion statistischer Argumentationsweisen und folglich eine „Kulturgeschichte der Statistik“ interessierte, haben einige unerschrockene Forschungsgruppen in der BRD weiterhin historische Zahlenreihen inventarisiert und kommentiert. Vielleicht hat ihre disziplinäre Verortung in der Erziehungswissenschaft, mit ihrer Affinität für die Quantifizierung sozialer Sachverhalte, ihren Beitrag dazu geleistet. Schließlich haben sich die Ansprüche der DHB nie auf die Darbietung von Forschungsinfrastruktur beschränkt. Sie wollten auch erziehungswissenschaftliche Hypothesen prüfen können. Denn: „Nur mit den langen Zeitreihen von über 200 Jahren ist es möglich geworden, der Tiefenstruktur und Tiefendynamik des Bildungssystems, den Langen Wellen des Bildungswachstums – also Konjunkturen und Trends – auf die Spur zu kommen […].“ .
Nichtsdestotrotz wirkten die DHB gerade während ihrer aktivsten Phase, als seien sie etwas aus der Zeit gefallen. Heinz-Elmar Tenorth meinte gar ein „Desinteresse“ der Bildungsgeschichte für „serielle Daten und quantifizierende Analysen“ feststellen zu können. Sein Zuruf „Verachtet die Zahlen nicht!“ , scheint in den letzten Jahren tatsächlich einen gewissen Widerhall zu finden. Die Erneuerung einer „Gesellschaftsgeschichte“, die von kultur- und mikrohistorischen Perspektiven ausgeht, einen methodologischen Nationalismus vermeiden will und gleichzeitig die Sozialstrukturen als ermöglichende und begrenzende Rahmenbedingungen von Handlungsoptionen ernst nimmt, führt in jüngster Zeit wieder zu innovativen und engagierten Forschungsprojekten (jüngst z.B. ). Die Vermittlung zwischen „Texten und Zahlen“ ist gerade vor dem Paradox einer fortbestehenden Zurückhaltung und Skepsis vieler Historiker*innen in der bewussten Nutzung von Zahlen als Quellen, bei einer gleichzeitig immer besseren Verfügbarkeit quantitativer Daten im Zuge der Digitalisierung, ein hoch aktuelles methodologisches Kernproblem historischer Forschung . Der Daten- und Digitalisierungsoptimismus geht teilweise über Gebühr weit. Die Vorstellung, dass sich Forschende die Auseinandersetzung mit den Quellen dank dieser Datensammlung ersparen können, weil mit der „Power of Big Data“ jede Analyse im digitalen Raum möglich werde , verkennt die klaren Grenzen solcher statistischer Zeitreihen. Solche Zeitreihen beschreiben eben gerade nicht Big Data, sondern hochgradig durch die Interessen und Vorstellungen einzelner Forschender organisierte Daten. Grundlage jedes dieser Datenhandbücher sind unzählige Entscheidungen der Forschenden, welche Daten wie zu kombinieren, zu aggregieren oder zu vernachlässigen sind. Bei allen Chancen, die mit der bildungshistorischen Arbeit an langen Zeitreihen verbunden sind: wir sollten nicht in die Falle eines Datenoptimismus zurückfallen, als hätte es die post-modernen Reflexionen über die gesellschaftliche Konstruiertheit von Statistik nie gegeben. Die Herausforderung für einen klugen Umgang der Bildungsgeschichte mit Statistik, Zahlen und digitalen Daten besteht daher am ehesten in einer Verbindung von empirischem Arbeiten an großen, mitunter quantitativen Quellenbeständen mit einer klugen Kritik an deren Herstellungs-, Tradierungs- und Verwendungsbedingungen. Eine historische Bildungsforschung, die sich mit den Entwicklungsbedingungen der Schulstatistik auskennt und sich auf Grundlage einer kontextsensitiven Inventarisierung statistischer Langzeitdaten wieder vermehrt mit Strukturfragen befasst, hat in diesem Sinne sowohl der Geschichts- als auch der Erziehungswissenschaft einiges zu bieten.
DHB-Online-Ressourcen
https://histat.gesis.org/histat/de/data/themes/2
DHB-Druckausgabe
Dartenne, Corinna M. 2016. Differenzierung und Integration der niederen Schulen in Deutschland 1800-1945. Herausgegeben von Axel Nath und Hartmut Titze. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Band 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Herrmann, Ulrich, und Detlef K. Müller. 2003. Regionale Differenzierung und gesamtstaatliche Systembildung: Preußen und seine Provinzen – Deutsches Reich und seine Staaten 1800 – 1945. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte Bd. 2, Höhere und mittlere Schulen 2. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Köhler, Helmut. 2008. Schulen und Hochschulen in der Deutschen Demokratischen Republik 1949 – 1989. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte 9. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Köhler, Helmut, und Peter Lundgreen. 2014. Allgemein bildende Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949 – 2010. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 7. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lundgreen, Peter. 2009. Das Personal an den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland 1953 – 2005. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte 10. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lundgreen, Peter, und Jürgen Schallmann. 2013. Die Lehrer an den Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949 – 2009. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 11. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Lundgreen, Peter, und Jana Scheunemann. 2008. Berufliche Schulen und Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949 – 2001. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte 8. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Müller, Detlef K., und Bernd Zymek. 1987. Sozialgeschichte und Statistik des Schulsystems in den Staaten des Deutschen Reiches 1800 – 1945. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte Bd. 2, Höhere und mittlere Schulen 1. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
Müller-Benedict, Volker, Tobias Sander, und Jörg Janßen. 2008. Akademische Karrieren in Preußen und Deutschland 1850 -1940. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte 6. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Titze, Hartmut. 1995. Wachstum und Differenzierung der deutschen Universitäten 1830 – 1945. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte Bd. 1, Hochschulen 2. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
Titze, Hartmut, und Hans-Georg Herrlitz. 1987. Das Hochschulstudium in Preußen und Deutschland 1820 – 1944. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte Bd. 1, Hochschulen 1. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht.
Zymek, Bernd, und Gabriele Neghabian. 2005. Sozialgeschichte und Statistik des Mädchenschulwesens in den deutschen Staaten 1800 – 1945. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte Bd. 2, Höhere und mittlere Schulen 3. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.